Zickzackkurs beim Bundesfreiwilligendienst
Auch wenn das Bundesfamilienministerium in den letzten Wochen versucht hat die Realität beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) auszublenden, so sieht sie sich nun anscheinend doch genötigt, sich mit den nackten Zahlen auseinanderzusetzen. Hektisch von der schwarz-gelben Bundesregierung als Lückenfüller für den wegfallenden Zivildienst konzipiert, bleiben die Bewerberzahlen im Bundesfreiwilligendienst deutlich hinter den Erwartungen der Verantwortlichen zurück. Laut Informationen des „Spiegel“ waren Anfang Juli erst 6.000 der vorgesehenen 35.000 Stellen besetzt.
Eigentlich kein großes Wunder: Seine gesetzliche Grundlage ist mit der heißen Nadel gestrickt, so dass wesentliche rechtliche Fragen im Bundesfreiwilligendienst nicht geregelt sind. Das sorgt nicht nur für Unsicherheit bei Trägern und Einsatzstellen sondern auch unter den Freiwilligen. Im Gegensatz dazu erfreuen sich über Jahrzehnte etablierten Dienste Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) nach wie vor großer Beliebtheit. Hierfür lagen laut „Spiegel“-Angaben bereits 50.000 Anmeldungen vor.
Nach monatelangem Hin und Her beim Bundesfreiwilligendienst setzt die Bundesregierung in der Sommerpause ihren Zickzack-Kurs weiter fort: Um den neuen Dienst zu stärken, will das Ministerium nun, dass die FSJ- und FÖJ-Plätze zum Teil zu Plätzen im Bundesfreiwilligendienst umgewandelt werden. Das ist reine Trickserei, um die schlechte Regierungsarbeit zu vertuschen und widerspricht sogar den Vereinbarungen zwischen den unionsgeführten Ländern und der Bundesregierung. Die bereits bestehenden Freiwilligendienste werden so geschwächt. Die bayerische Sozialministerin Haderthauer (CSU) hat die Trägerverbände in Bayern bereits dazu aufgefordert, die neuen Vorgaben aus Berlin nicht umzusetzen!
Die SPD-Bundestagsfraktion kritisiert weiterhin das Fehlen eines Gesamtkonzepts zur Stärkung des FSJ und FÖJ sowie zur Gewinnung von mehr Fachkräften für soziale Berufe. Eine Stärkung der Zivilgesellschaft – wie sie das Ministerium fortwährend beteuerte – sieht anders aus.