Wieder wenige Einbürgerungen in Deutschland
Die Zahlen belegen es schwarz auf weiß: Einbürgerungen bleiben auf niedrigem Niveau. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden in Deutschland im letzten Jahr 96.100 Ausländerinnen und Ausländer eingebürgert. Das waren zwar 1.650 mehr als im Vorjahr (+ 1,7%), allerdings deutlich weniger als in den Jahren 2000-2007 (jeweils 140.000). Seit Einführung des neuen Staatsangehörigkeitsrechts im Jahr 2000 haben die Zahlen abgenommen. Das ausgeschöpfte Einbürgerungspotenzial liegt bei nur 1,9%! Das heißt: Von 1.000 Ausländern, die alle rechtlichen Voraussetzungen für die Einbürgerung erfüllen, werden nur 19 zu deutschen Staatsbürgern.
Warum so wenig Einbürgerungen? Vermutlich, weil die bisherige deutsche Migrations- und Einwanderungspolitik bisher äußerst widersprüchlich war. Lange Zeit wurde geleugnet, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, obwohl seit langem Zuwanderer nach Deutschland kamen, die auf Dauer bei uns leben. Mittlerweile muss sogar konstatiert werden, dass wir ein Abwanderungsland sind, mit einem negativen Wanderungssaldo von 13.000 Menschen (721.000 Zuwanderer gegenüber 734.000 Auswanderern).
Dabei zeigen die Erfahrungen der traditionellen Einwanderungsländer Kanada, Australien und USA, die offensiv um Einwanderer werben, wie sehr Gesellschaften von Einwanderung profitieren können. Dies gilt auch für die mit Zuwanderung verbundenen ethnischen, kulturellen und religiösen Unterschiede. Um deren Vorteile zu nutzen ist aber eine Integrationspolitik aus einem Guss notwendig. Diese vermisse ich in Deutschland. Viele behalten also ihren türkischen, polnischen oder mexikanischen Pass.
Wie erlangten aber die Zugewanderten, die sich 2009 eingebürgert haben, die deutsche Staatsbürgerschaft? 70% aller Eingebürgerten bekamen den deutschen Pass auf Grundlage des §10 Abs.1 Staatsangehörigkeitsgesetz: Sie hatten einen mindestens achtjährigen rechtmäßiger Aufenthalt in Deutschland sowie eine gültige Aufenthaltserlaubnis. 11% der Eingebürgerten waren Ehepartner oder minderjährige Kinder der erstgenannten eingebürgerten Gruppe. An dritter Stelle (8%) lagen Einbürgerungen von AusländerInnen mit einem deutschen Ehe- oder Lebenspartner.
Wer ließ sich einbürgern? Die größte Gruppe stellten 2009 – wie schon in den Jahren zuvor – Menschen aus der Türkei mit 25% (das entspricht in etwa dem Anteil der türkischen Staatsangehörigen an allen in Deutschland lebenden Ausländerinnen und Ausländern) – eine Steigerung von lediglich 0.8% gegenüber 2008. Danach folgten Einbürgerungen von Personen aus dem ehemaligen Serbien und Montenegro (6%), Irak (5%) und Polen (4%).
Als schöner Vergleich hier die Eingebürgerungszahlen von Bürgern aus den Staaten der Flaggengrafik (übrigens frei nach Farbgestaltung ausgesucht!):
0 – Lesotho (3. Reihe, rechts)
11 – Mali (2. Reihe, links)
27 – Jamaika (1. Reihe, rechts)
123 – Südafrika (4. Reihe, mitte)
195 – Dominikanische Republik (4. Reihe, rechts)
224 – Kenia (2. Reihe, rechts)
283 – Somalia (1. Reihe, links)
313 – Kolumbien (3. Reihe, mitte)
477 – Ghana (1. Reihe, mitte)
3.549 – Afghanistan (4. Reihe, links)
4.174 – Serbien (2. Reihe, mitte)
24.647 – Türkei (3. Reihe, links)