Türkische Gymnasien in Deutschland – mein Beitrag im ZDF zu Erdogans Forderung
Der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan hat in dieser Woche die Einrichtung türkischer Gymnasien in Deutschland vorgeschlagen. Diese Forderung klingt zunächst vernünftig und ist nicht zu beanstanden. Hier finden Sie meinen Beitrag im ZDF-Morgenmagazin vom 25. März 2010 dazu (Wiedergabe im Windows Mediaplayer).
Im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit sagte Erdogan: “In der Türkei haben wir deutsche Gymnasien – warum sollte es keine türkischen Gymnasien in Deutschland geben?”, sagte Erdogan (hier geht’s zum Artikel).
Kritische Reaktionen erntete der türkische Ministerpräsident mit seinem Interview allerdings für diesen Zusatz: “Man muss zunächst die eigene Sprache beherrschen, also Türkisch – und das ist leider selten der Fall.”
Dieser Ergänzung kann ich mich so nicht anschließen. Erdogan trifft mit dem Ansprechen der Sprachprobleme zwar eine offene Wunde, denn die (türkische) Herkunftssprache findet leider sehr wenig Anerkennung in der “neuen” Heimat. Die Realität sieht in den meisten Familien ohnehin anders aus: Die Mehrsprachigkeit vieler Kinder, die neben Deutsch auch Türkisch (oder Russisch, Polnisch oder Rumänisch!) sprechen, hat die Diskussion nach der Muttersprache längst überholt. Die Kinder sprechen beide Sprachen, sie sind eine Bereicherung für uns, was in der gesellschaftspolitischen Diskussion leider zu selten als Chance wahrgenommen wird.
So angemessen die Forderung nach türkischen Gymnasien in Deutschland ist, sollten wir das Ausspielen der Sprachen sein lassen.
Meine Erfahrung ist: Im Alltag vieler türkischer Kinder, die mit ihren Familien bei uns in Deutschland aufwachsen, ist deutsch mittlerweile die erste Sprache. Das habe ich auch in dem ZDF-Interview deutlich gemacht.
Den weiteren Forderungen des Ministerpräsidenten im Zeit-Interview können sich die SPD und ich mich nur anschließen: Doppelte Staatsbürgerschaft und den Beitritt der Türkei in die Europäische Union ermöglichen.