Niemand darf Angst haben, religiös zu sein und seine Religion auszuleben

Niemand darf Angst haben, religiös zu sein und seine Religion auszuleben

Die Angriffe auf einen Rabbiner und seine kleine Tochter im Berliner Stadtteil Schöneberg haben mich tief bestürzt. Diese Tat ist feige und beschämend. Wir alle müssen durch erhöhte Aufmerksamkeit und Zivilcourage mithelfen, dass solch religiös verbrämte politisch motivierte Gewalttaten in Zukunft verhindert werden. Die staatlichen Behörden müssen nun ermitteln, die Täter fassen und entsprechend bestrafen.

Dieser widerwärtige Angriff auf den Rabbiner und seine Tochter ist auch ein Alarmsignal an die Parteien und Behörden. Wir brauchen endlich langfristige Präventionsprogramme, die dabei helfen, schwelender Gewalt jeglicher Richtung frühzeitig das Wasser abzugraben. Dies ist auch ein Appell an die Bundesregierung, kommunale Projekte zu stützen und zu schützen. Die Kürzungen am Programm „Soziale Stadt“ sind der falsche Weg und müssen zurückgenommen werden. Die Arbeit mit Jugendlichen muss endlich stärker in den Fokus rücken, stigmatisierte Jugendliche bergen ein hohes Gewaltpotenzial, wir brauchen die konkrete Jugend- und Sozialarbeit vor Ort. Ebenso gilt es die Bundeszentrale für politische Bildung mit ausreichenden Mitteln auszustatten und die  Haushaltsmittel zur Stärkung von Toleranz und Demokratie zu verstetigen und zu erhöhen.

Aber auch wir Bürger sind gefragt, wenn es darum geht, gegen alltäglichen Antisemitismus, Antiislamismus und Rassismus gegen Mitbürgerinnen und Mitbürger vorzugehen. Wir dürfen nicht schweigen oder wegsehen, wenn uns Hass begegnet, Menschen angegriffen oder beschimpft werden. Bundespräsident Johannes Rau gab uns am 9. November 2000 anlässlich einer Demonstration für Menschlichkeit und Toleranz vor dem Brandenburger Tor den Weg vor: „Arbeiten wir für ein Deutschland, in dem wir alle zusammen gerne, frei und sicher leben können. Arbeiten wir für ein Deutschland, in dem wir ohne Angst verschieden sein können.“