Massiver Alkoholkonsum weiterhin hoch bei Kindern und Jugendlichen

Massiver Alkoholkonsum weiterhin hoch bei Kindern und Jugendlichen

In dieser Woche wurde der aktuelle Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung vorgestellt, den Sie hier einsehen können. Die positive Nachricht zu Beginn: Jugendliche konsumieren in ihrer Gesamtheit weniger Alkohol, Tabak und Drogen als in früheren Jahren.

Grund zum Aufatmen gibt das allerdings leider noch lange nicht, denn die Zahl der Jugendlichen, die aufgrund von massivem Alkoholkonsum (dem sog. „Komasaufen“ oder „binge drinking“) in Krankenhäuser behandelt werden mussten, ist wieder deutlich gestiegen. Insgesamt waren dies im Jahr 2009 laut Suchtbericht 26.400 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor waren es 25.700, bei der Ersterhebung im Jahr 2000 waren es „nur“ 9.500. Dies entspricht einer Steigerung von 178 Prozent in den letzten zehn Jahren.

Ursachen und Lösung dieses Zustands sind sicherlich vielschichtig, es bedarf daher eines ganzen Bündels an Initiativen: Neben umfassenden Präventions- und Aufklärungsmaßnahmen, die bei den Kindern und Jugendlichen selbst ansetzen, ist auch die Gesellschaft und ihre positive Vorbildfunktion gefragt. Wenn Alkoholkonsum zur Normalität wird, ist es nicht verwunderlich, dass Kinder und Jugendliche ebenfalls zur Flasche greifen. Deutschland ist im internationalen Vergleich leider „Spitzenreiter“ in Sachen Alkoholkonsum, durchschnittlich verbrauchen wir pro Kopf und Jahr ca. zehn Liter reinen Alkohol. Natürlich muss auch die Verfügbarkeit von Alkohol auf den Prüfstand: Einzelhändler und Tankstellen sind verpflichtet, sich konsequent an das Verkaufsverbot von Alkohol an Kinder und Jugendliche zu halten! Die seit Jahren bestehenden Selbstverpflichtungen der Branche müssen endlich durchgängig eingehalten werden. Ebenso sollte Werbung, die den Jugendlichen vorgaukelt, der Konsum des beworbenen Produkts mache cool und attraktiv, auf den Prüfstand.

Neben den Suchtstoffen Alkohol, Tabak, Medikamentenmissbrauch, Cannabis und Heroin, gibt der Drogen- und Suchtbericht auch Auskunft über pathologisches Glücksspiel und Computerspiel- und Internetsucht. Bis zu 600.000 Menschen gelten aktuell als glücksspielsüchtig. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (seit ihrem Amtsbeginn leider noch nicht wirklich mit vielen Initiativen im Bereich der Drogen- und Suchtbekämpfung aufgefallen) hatte im Februar 2011 darauf hingewiesen, dass vor allem in Gaststätten mit Spielautomaten der Jugendschutz nur unzureichend beachtet wird. Ihre Forderungen nach einem Verbot von Geldspielautomaten in Gaststätten, Kneipen und Tankstellen wies der damalige Gesundheits- und heutige Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) aber umgehend zurück. Auch im für Jugendschutz zuständigen Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend konnte man sich leider nicht dazu durchringen, die Drogenbeauftragte in ihren Bemühungen um den Jugendschutz zu unterstützen und hat auf meine schriftliche Anfrage nur ausweichend geantwortet. Ebenso wie das Wirtschaftsministerium, das mir noch nicht beantworten konnte, wie man denn Geldspielgeräte jugendschutzkonform gestalten könne (hier nachzulesen in den Antworten Nr. 36 und 62 auf Bundestagsdrucksache 17/5638).

Und wie sieht es bei Ihnen aus? Ist Ihr Alkoholkonsum im grünen Bereich? Testen Sie es hier, beim Selbsttest „check your drinking“!

Terminhinweis: Am 21. Mai 2011 startet die Aktionswoche «Alkohol? Weniger ist besser!». Auch in Hamburg finden zahlreiche Veranstaltungen statt, informieren Sie sich unter: www.aktionswoche-alkohol.de. Die Aktionswoche wird ausgerichtet von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, der Deutschen Rentenversicherung und der Barmer GEK in Kooperation mit den Gesundheitsministerien der Länder, den Landesstellen für Suchtfragen, den Landeszentralen für Gesundheit und den regionalen Netzwerken der Suchthilfe und Suchtprävention. Eine tolle Aktion!!!