Digitale Gesellschaft – beteiligt oder abgehängt?
Rund 50 Bürgerinnen und Bürger folgten meiner Einladung zur Fraktion-vor-Ort-Veranstaltung in das Berufsförderungswerk in Farmsen. Gemeinsam mit meinem Bundestagskollegen Lars Klingbeil, der netzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion ist, und dem Leiter des Amtes für Medien in der Senatskanzlei Hamburg, Dr. Carsten Brosda, habe ich gestern über die fortschreitende Digitalisierung unserer Gesellschaft diskutiert.
Als Mitglied in der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Bundestages ist es mir wichtig, dieses Themenfeld auch in den Wahlkreis zu tragen und mit den Wandsbekerinnen und Wandsbekern über ihre Erfahrungen und Eindrücke zu sprechen. Bei meinen ersten „Internet“-Veranstaltungen stand vor allem das Thema Medienkompetenz im Mittelpunkt – zum einen für Kinder und Jugendliche, zum anderen aber auch für Seniorinnen und Senioren. Gestern nun wollten wir uns dem Gesamtthema widmen und darüber diskutieren, wie die Digitalisierungen unser aller Leben verändert und welche Chancen und Möglichkeiten sich daraus für gesellschaftliche Teilhabe, für unseren beruflichen Werdegang oder für unseren Alltag ergeben. Wir leben mittlerweile alle in einer digitalen Gesellschaft – ob wir wollen oder nicht. Das Internet ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und Smartphones und Tablets bringen digitale Kommunikation in jeden Winkel unseres sozialen Lebens. Die Entwicklung dieser digitalen Gesellschaft ist rasant und verändert alle gesellschaftlichen, demokratischen und rechtlichen Lebensbereiche. Als Sozialdemokratin ist mir sehr wichtig, dass alle gleichberechtigten Zugang zu dieser neuen und für viele auch noch fremden digitalen Welt erlangen. Ein zentraler Punkt unserer Diskussion war daher natürlich die Frage, inwieweit eine digitale Spaltung der Gesellschaft vorliegt und wie diese überwunden werden kann: „Die digitale Spaltung der Gesellschaft ist real“ befand Lars Klingbeil und wies auf die Bestrebungen der SPD-Bundestagsfraktion hin, den Zugang zum Internet zu einem Grundrecht werden zu lassen.
Auch der Hamburger Senat habe die Wichtigkeit des Themas erkannt, unterstrich Carsten Brosda. Mit der Ansiedelung des Amtes für Medien direkt beim Ersten Bürgermeister in der Senatskanzlei wurde dem Thema in Hamburg eine besondere Wichtigkeit eingeräumt. Brosda hob hervor, dass dabei neben dem wirtschaftlichen Aspekt auch die gesellschaftlichen Fragestellungen in der täglichen Arbeit eine große Rolle spielen.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer beteiligten sich nach den Impulsvorträgen mit vielen Fragen zu diversen Teilaspekten. So wiesen anwesende Schüler darauf hin, dass das Lernen des richtigen Umgangs mit dem Internet im Unterricht oftmals schon dadurch scheitern würde, dass die Lehrpläne an den Schulen nicht stringent daraufhin ausgerichtet würden. Grundsätzlicher Art war ebenfalls die Frage, ob man als Nutzer die Technik dahinter verstehen müsse, um sich ihr nicht komplett auszuliefern. Techniktransparenz sei ein wesentlicher Aspekt bestätigte auch Klingbeil, obwohl man nicht erwarten könne, dass jeder Nutzer die komplexen Strukturen komplett verstehen muss.
Ich habe mich sehr über das Interesse und die rege Beteiligung der Wandsbekerinnen und Wandsbeker gefreut. Die Debatte hat gezeigt, dass wir erst am Beginn eines gesellschaftlichen Veränderungsprozesses stehen, der nicht einhellig von allen nur positiv bewertet wird. Es ist also wichtig, diesen Wandel aktiv mitzugestalten und allen die Möglichkeit zu geben, daran teilzuhaben.