Auf dem Ökumenischen Kirchentag in München
Damit Ihr Hoffnung habt! So lautet das Motto des 2. Ökumenischen Kirchentages in München, bei dem hunderttausende Gläubige, darunter viele Jugendliche, zusammenkommen: Katholiken, Evangeliken, aber auch Moslems und Juden.
Ich durfte auf dem Kirchentag am heutigen Freitag, 14. Mai, eine Bibelarbeit auf dem Forum “Muslime und Christen im Dialog” ausrichten, zusammen mit Armin Laschet, Minister für Integration in Nordrhein-Westfalen.
Mir hat die Bibelarbeit in der Münchner Philharmonie am Gasteig viel Freude gemacht – und Hoffnung: Das zentrale Motto “Hoffnung” des Kirchentages war auch Thema meiner Bibelarbeit. So interpretierten Minister Laschet und ich eine Bibelstelle aus den Römerbriefen (Kapitel 8, Vers 16-25) – getreu dem Motto “Hoffen auf das nicht Sichtbare”.
Mir war wichtig, auf die Gemeinsamkeiten von Bibel und Koran, Christen und Muslimen hinzuweisen. Denn wie im Römerbrief (siehe unten) erwähnt auch der Koran, dass Hoffnung eine wichtige Charaktereigenschaft der Gläubigen und Zeichen ihres Glaubens ist. Der gläubige Muslim weiß nach dem Koran, dass alles nach dem Willen Gottes geschehe, und er fällt nicht in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Das ist genau die gleiche Sichtweise einer Hoffnung auf das „nicht Sichtbare“ wie im Römerbrief der Bibel.
Ein zweiter, mir wichtiger Punkt war die Verknüpfung von Hoffnung und konkreter Integrationspolitik: Hoffen auf das “nicht Sichtbare“ ist auch in der Integrationspolitik von zentraler Bedeutung. Es mag zwar zahlreiche Verbände, Initiativen, Projekte oder Fördermittel geben, die Integration institutionalisieren („sichtbar machen“). Aber ob Integration tatsächlich gelingt und unsere Gesellschaft zusammenfindet, ist trotz der Institutionalisierung natürlich nicht gesagt und ein i.d.R. „nicht sichtbarer“ Prozess. An Integration müssen wir alle zusammen arbeiten – Deutsche, Zugewanderte und BürgerInnen mit “Migrationshintergrund”.
Die Bibelarbeit auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München hat mir viel Spaß gemacht. Hier können Sie das Programm des Kirchentages (noch bis 16. Mai) einsehen, und nachfolgend können Sie sich die Bibelstelle zu Gemüte führen, die Minister Laschet und ich interpretieren durften:
Die Verse 16-25 lauten: “16 So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. 17 Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden. 18 Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. 19 Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. 20 Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: 21 Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. 23 Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden. 24 Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? 25 Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.”