Talk mit Buschkowsky über sein Buch
Gestern fand im Willy-Brandt-Haus der SPD eine Lesung und Diskussion mit Heinz Buschkowsky (Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln) über sein Buch “Neukölln ist überall” statt. Der Besucher-Andrang war groß, nach Anmeldung von über 400 Gästen musste in den letzten Tagen die Anmeldeliste geschlossen werden, weshalb knapp 3.000 Internet-User den Livestream verfolgten, den Sie nachstehend gerne noch einmal anschauen können!
Ich habe in der Diskussion mit Heinz Buschkowsky klar gemacht, dass er grundsätzlich ehrenwerte politische Ziele hat: Bildung ist unverzichtbar, wenn es darum geht, sozialen Aufstieg und Teilhabe zu ermöglichen! Menschen, die in Deutschland leben, müssen sich zu unseren gemeinsamen Pflichten und Werten bekennen! Ebenfalls richtig ist, dass Wegschauen Dinge nur schlimmer macht.
Allerdings habe ich auch auf die Schwächen und die integrationspolitisch kontraproduktiven Stellen seines Buches hingewiesen: Nicht stringent ist, dass Buschkowsky auf der einen Seite betont, dass der Migrationshintergrund für sich genommen nichts aussagt, gleichzeitig jedoch immer diese Gruppen mit und ohne Migrationshintergrund gegenüberstellt. Er versäumt nicht, die erschreckenden sozialen Probleme in seinem Bezirk zu benennen, gibt aber selbst zu, bei Schließungen von Werken und dem Abbau von Arbeits- und Ausbildungsplätzen “ohnmächtig” daneben zu stehen. Vielleicht liegt es daran, dass er sich in seinem Buch so sehr auf die kulturellen Unterschiede konzentriert. Trotz des Buchtitels “Neukölln ist überall” räumt Buschkowsky gleich im Vorwort seines Buches ein, dass die Situation überall eine andere ist und die unglaublich hohen Arbeitslosenzahlen in Neukölln jeden erschrecken lassen müssen. Schade, dass er die wenigen Hinweise darauf, dass es auch wiederum viele Neuköllner als schwächste Mitglieder der Gesellschaft sind, die als letzte Arbeit bekommen und als erste wieder verlieren, nicht weiterverfolgt. Klar ist, und da sind wir uns einig, dass wir von allen zu Recht erwarten dürfen, dass sie sich bemühen für die Gesellschaft etwas beizutragen. Das Aufstiegsversprechen, dass jahrzehntelang in Deutschland galt – „Wenn Du Dir ehrlich Mühe gibst und etwas leistest, dann schaffst Du es ein besseres Leben zu führen“ – muss wieder einlösbar werden. Und zwar für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, der gestern leider krankheitsbedingt verhindert war, fasste im Vorfeld der Veranstaltung zusammen: „Man muss nicht jede seiner Äußerungen unterschreiben“, aber wer über Integrationspolitik reden wolle, der „sollte gelegentlich mit Buschkowsky streiten.“ Das hat die SPD getan und mit ihn gestern diskutiert.