Wulff ist Bundespräsident – Partei Die Linke blamabel
Die Bundesversammlung hat Christian Wulff im dritten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt. Ich gratuliere ihm zu der Wahl und wünsche Herrn Wulff alles Gute im neuen Amt.
Joachim Gauck, von SPD und Grünen als Kandidat nominiert, hat in der Bundesversammlung in allen drei Wahlgängen beachtliche Ergebnisse erzielt: So bekam er bis zu 40 Stimmen mehr, als SPD und Grüne an Wahlfrauen und Wahlmännern hatten. Toll!
Für mich ist dies das klare Signal, dass Gauck in der Bevölkerung viele Sympathien hatte, die auch auf die Mitglieder der Bundesversammlung übersprangen. In allen Bevölkerungsumfragen lag Gauck klar vor Wulff. Joachim Gauck hat es in den Wochen vor der Wahl geschafft, dem Amt des Bundespräsidenten wieder die Bedeutung und Würde wiederzugeben, die es nach dem vollkommen überraschenden Rücktritt von Horst Köhler verloren hatte.
Die Bundesversammlung war insgesamt ein echter Marathon: Von 12 bis 21 Uhr erstreckten sich die drei Wahlgänge. Ich war besonders gefordert als Schriftführerin, und habe die Wahlurnen bedient und im Anschluss die Stimmen mit ausgezählt. Die Bundestagsverwaltung hat womöglich mit einem zeitigen Sieg von Wulff im ersten Wahlgang gerechnet, denn das offizielle Büffett für den ersten Empfang des gewählten Kandidaten musste stundenlang unberührt auf der Fraktionsebene im Bundestag stehen, bis Bundestagspräsident Lammert abends (!) vor dem dritten Wahlgang das Essen vorzeitig “frei gab” – zur großen Freude der hungrigen Wahlfrauen und -männer. Auch wir Schriftführerinnen und Schriftführer hatte lange Zeit weder Getränke noch einen Happen Essen. Bei nahezu 30°C in Berlin eine große Belastung.
Was SPD und Grüne bei der Bundesversamlung sehr geärgert hat, war das blamable Verhalten der Partei Die Linke. Im ersten Wahlgäng wäre eine absolute Mehrheit für Gauck möglich gewesen, hätte die Linke Gauck unterstützt. Stattdessen beharrte die Linke auf der chancenlosen Kandidatin Jochimsen, und ließ sich auch im zweiten und dritten Wahlgang nicht für Gauck überzeugen. Das Ergebnis: Mit Hilfe der Linken ist jetzt Christian Wulff Bundespräsident. Die Linke hat die wirklich historische Chance verpasst, sich endgültig und überzeugend von ihrem alten SED- und Stasi-Erbe zu verabschieden. Ein stärkeres Signal als die Unterstützung des ehemaligen Leiters der Stasi-Unterlagenbehörde hätte es nicht geben können. Absolut blamabel!