Praxis ohne Grenzen: Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung

Praxis ohne Grenzen: Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung

Bild: Heidrun Urmann

Bevor es heute zur SPD-Flüchtlingskonferenz nach Berlin ging, in dessen Vorfeld ich öffentlich meiner Forderung Ausdruck verliehen habe, dass jeder bei uns Schutz suchende Mensch, der krank ist, einen Arzt sehen dürfen müsse, war ich bei der Einweihung der neuen Räume der gemeinnützigen „Praxis ohne Grenzen“ in Hamburg-Horn.

Ich empfinde es immer wieder als ein großes Zeugnis von Menschlichkeit, wie sich Hamburgerinnen und Hamburger für die schwächsten unserer Gesellschaft, in diesem Fall für Menschen ohne Krankenversicherung, einsetzen. Nach fundierten Schätzungen aus den Jahren 2010 bis 2012 leben zwischen 137.000 und 337.000 Menschen ohne Aufenthaltsstaus in Deutschland und ich gehe davon aus, dass diese Zahlen in den vergangenen Jahren nochmals gestiegen sind. Diese Menschen sind meist von der Gesundheitsversorgung ausgeschlossen.

Bild: Heidrun Urmann

Die „Praxis ohne Grenzen“ leistet hier große Arbeit für diejenigen, die sonst durch das soziale Netz fallen würden. Seit einem Jahr behandelt der Mitbegründer Dr. Peter Ostendorf, Hamburger Internist und ehemaliger Chefarzt am Marienkrankenhaus, mit einem Team von 20 Ärzten, darunter Internisten, Gynäkologen, Kinderärzte und Orthopäden, kostenlos und anonym Menschen, die sich keine medizinische Versorgung leisten können. Außerdem sind sechs Medizinisch-Technische-Assistenten (MTA/PTA) und zwei Dolmetscher dabei, die allesamt ehrenamtlich tätig sind. Jeden Mittwochnachmittag ist die Praxis geöffnet.

Nun konnte ich mir ein Bild über das vergrößerte Angebot und die erweiterten und technisch sehr gut ausgestatteten Räumlichkeiten machen. Finanziert wird das gesamte Vorhaben ausschließlich durch Spenden und Förderer des Trägervereins. Die Pflegeeinrichtung PFLEGEN&WOHNEN HORN stellt die Räume mietfrei zur Verfügung.

Herr Dr. Ostendorf berichtete mir, dass das Team monatlich bis zu 150 Patienten behandelt. Seit Mai 2014 hätten 1.240 Patienten Hilfe gesucht. Davon seien mehr als 80 Prozent Ausländer, darunter viele Flüchtlinge ohne Papiere und Zuwanderer aus den neuen EU-Ländern wie Rumänien oder Bulgarien. Aber auch viele Deutsche sollen kommen, die aus finanziellen Gründen keine Krankenversicherung mehr haben.

Die heutigen Gespräche bestärken mich einmal mehr darin, eine reguläre, unbürokratische Gesundheitsversorgung für Asylbewerber zu fordern (wie sie beispielsweise in Hamburg und Bremen bereits in Form einer Chipkarte für Asylbewerber, die umständliche Behördenvorgänge reduziert, angeschoben wurde). Dabei spreche ich mich auch für eine Kostenbeteiligung des Bundes aus.
So sehr ich die Arbeit des Teams „Praxis ohne Grenzen“ wertschätze: Die Politik muss dafür sorgen, dass wir solche Einrichtungen in Zukunft nicht mehr benötigen!